19. Oktober 2020

Kommentar des BSBD Bundesvorsitzenden

Geiselnahmen im Justizvollzug

  • Foto: BSBD/skk
    Bundesvorsitzender Müller: „Deutlicher als am 16. Oktober 2020 kann eine Zunahme der Gewalt gegen Bedienstete in den deutschen Gefängnissen nicht zu Tage treten.“

Innerhalb von wenigen Wochen kam es am 16. Oktober 2020 zu einer weiteren Geiselnahme in einer deutschen Justizvollzugsanstalt. Nachdem erst Anfang September die JVA Geldern Schauplatz des Verbrechens war, wurde gestern die JVA Münster Ort einer solchen Straftat, die für den Geiselnehmer tödlich endete und aus der unsere als Geisel genommene Kollegin (eine Anwärterin) glücklicherweise unverletzt befreit werden konnte, nachdem Spezialeinsatzkräfte der Polizei von der Schusswaffe gegen den Geiselnehmer Gebrauch machen mussten.

Im September, in der JVA Geldern, kamen drei Bedienstete zu Schaden und im Juni 2019 wurde in der JVA Lübeck eine Kollegin, die als Psychologin in der JVA Lübeck ihren Dienst verrichtet, von einem Inhaftierten als Geisel genommen. Schwere physische Verletzungen konnten größtenteils durch umsichtiges und konsequentes Handeln der Bediensteten und Einsatzkräfte vermieden werden. Die psychischen Folgen für die betroffenen Bediensteten bleiben jedoch unabsehbar.

Wer also seitens der Politik die Zunahme von Gewalt in deutschen Justizvollzugseinrichtungen immer noch mit Gleichgültigkeit betrachtet, sollte sich angesichts der schweren Vorkommnisse eines Besseren belehrt sehen. Wir wünschen den betroffenen Kolleginnen und Kollegen eine bestmögliche Bewältigung dieses traumatischen Erlebnisses.

Die Personalräte des BSBD, die Landes- und Ortsverbände und die Bundesleitung des BSBD stehen den betroffenen Kolleginnen und Kollegen jederzeit mit Rat und Tat zur Seite.

René Müller, BSBD Bundesvorsitzender

 

Hintergrund:

Der JVB gehört auf Bundesebene dem Bund der Strafvollzugsbediensteten Deutschlands e.V. (BSBD) an und vertritt den BSBD in Bayern.